Hans Kuster, 77, langjähriges KEHV-Vorstandsmitglied (Schriftführer), ist nicht nur eine Eishockey-Legende, sondern auch ein Meister der Anekdote. Als Jugendlicher wollte er KAC-Crack werden, scheiterte aber am Sprung in die Kampfmannschaft. Er ließ seine Karriere nach seinem Studium der Wirtschaftspädagogik in Ferlach und bei ASKÖ Klagenfurt in der damaligen Landesliga ausklingen. Zum Glück führte ihn sein Weg auf die andere Seite des Eises: 1973 wurde er Schiedsrichter, nachdem ihm zu Ohren kam, dass man als Ref freien Eintritt zu den Spielen der Wiener Bundesligisten WEV und Stadlau hatte. Er wollte so viele Spiele wie möglich sehen und die Studentenkasse war knapp bemessen. „So war mein weg vorgezeichnet“, schmunzelt er. Ab 1977 selbst als Linesman Akteur der Bundesliga, ab 1980 Head-Referee, pfiff er acht Weltmeisterschaften, vier Europameisterschaften – und sogar ein Turnier in Chicago.
Sein Talent lag nicht nur im Regelwerk, sondern auch im Umgang mit den Stars. Als beispielsweise Greg Holst (damals Innsbruck) nach einem Drittel zu ihm kam: „Du hast einen Fehler gemacht, das war kein Foul von mir.“ Kuster konterte trocken: „Mag sein, Greg, aber die Nummer 14 hat dreimal alleine aufs Tor gekurvt und kein Tor erzielt, das sind drei Fehler. Trägst du nicht die Nummer 14?“ Oder Gert „Mugl“ Kompajn, legendäres Klagenfurter Raubein, damals bei Graz: „Er wurde leicht gefoult, nichts was ich pfeife.“ Kompajn: „Hanse, gibst da kein Foul?“ Kuster: „Nein.“ Kompajn nickt: „Gut, aber vergiss nicht morgen um 11:00 beim Pumpe zu sein!“ Eddie Lebler damals beim VSV, kam einmal vor einem Bully zu ihm: „Du bist Klagenfurter.“ Kuster trocken: „Ich bin Schiedsrichter.“
Noch heute ist Kuster beim KAC aktiv – als Strafzeitnehmer sitzt er jedes zweite Spiel in der Halle, mitten im Geschehen. Abseits des Eises ist er ein echter Globetrotter: 115 Länder, alle sieben Kontinente, von Bhutan bis zur Antarktis, bereist mit Erspartem, Pension und einer unstillbaren Neugier. Zwischen seiner Tätigkeit im KEHV-Vorstand, Pfeife, Punktrichterbank und Passkontrollen hat Kuster auch Generationen von Schülern unterrichtet. 16 Jahre lang an den Handelsakademien in Althofen und Klagenfurt, später zog es ihn in die Erwachsenenbildung. Rechnungswesen, Buchhaltung, BWL, „ich habe es gern getan, mit Liebe gemacht.“ Hans Kuster ist damit ein Original: ein Mann, der das Eishockey liebt, die Welt erkundet und das Leben nie zu ernst nimmt. Wer ihm begegnet, hört nicht nur Regeln und Strafen, sondern auch Geschichten, die man so schnell nicht vergisst.
Jürgen Knopper